Magen

Magen

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Ma|gen ['ma:gn̩], der; -s, Mägen ['mɛ:gn̩]:
Körperorgan, das die zugeführte Nahrung (nachdem sie bis zu einem bestimmten Grad verdaut ist) in den Darm weiterleitet:
mein Magen knurrt; sich den Magen verderben; mit leerem Magen zur Schule gehen.

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Ma|gen 〈m.4 od. 4u; Anat.〉 mehr od. weniger erweiterter Teil des Darmkanals der höheren Tiere u. der Menschen, der Verdauungsfunktionen hat: Ventriculus, Gaster ● sich den \Magen auspumpen lassen; mir knurrt der \Magen ich habe Hunger; umdrehen: sein \Magen drehte sich um, 〈od.〉 herum er musste sich übergeben; es dreht sich einem der \Magen um, wenn man das sieht es wird einem übel; sich den \Magen verderben durch nicht einwandfreie, zu schwere od. im Übermaß genossene Speisen Magenbeschwerden bekommen; lieber den \Magen verrenken als dem Wirt was schenken 〈umg.; sprichwörtl.; scherzh.〉 ● meine Augen waren größer als der \Magen 〈fig.; umg.〉 ich habe mir mehr auf den Teller gelegt, als ich essen kann; einen guten \Magen haben alle Speisen vertragen können; einen schwachen \Magen haben leicht mit Magenbeschwerden zu tun haben; einen verdorbenen \Magen haben Magenverstimmung ● jede Aufregung schlägt mir auf den \Magen verursacht mir Magenbeschwerden, nimmt mir den Appetit; die Arznei auf nüchternen \Magen einnehmen; und das auf nüchternen \Magen! 〈umg.〉 auch das noch!, das hat mir gerade noch gefehlt!; Liebe geht durch den \Magen 〈Sprichw.〉 man gewinnt (erhält) sich die Liebe des Partners, wenn man ihm Gutes zu essen kocht; nichts im \Magen haben lange nichts gegessen haben, nüchtern sein; der Aal liegt mir (schwer) im \Magen; die Sache liegt mir (schwer) im \Magen 〈fig.〉 die S. bedrückt mich, macht mir Sorgen; mit nüchternem \Magen [<ahd. mago; zu idg. *mak- „Haut-, Lederbeutel“]

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Ma|gen , der; -s, Mägen, auch: - [mhd. mage, ahd. mago, urspr. wohl = Beutel]:
a) beutelförmiges inneres Organ, das die zugeführte Nahrung aufnimmt u. (nachdem sie bis zu einem bestimmten Grad verdaut ist) an den Darm weitergibt:
ein voller, kranker, empfindlicher M.;
mir knurrt der M. (ugs.; ich habe Magenknurren [vor Hunger]);
ich habe mir den M. verdorben, vollgeschlagen;
jmdm. den M. auspumpen, aushebern;
etw. auf nüchternen M. (ohne etw. gegessen od. getrunken zu haben) trinken, einnehmen;
die Aufregung schlägt [sich]/legt sich/geht ihr jedes Mal auf den M. (verursacht bei ihr eine Magenverstimmung);
etw., nichts im M. haben (ugs.; etw., nichts gegessen haben);
mit leerem M. (hungrig) zu Bett gehen;
jmdm. hängt der M. in die/in den Kniekehlen (salopp; jmd. hat großen Hunger);
jmdm. dreht sich der M. um (ugs.: 1. jmd. fühlt sich so angewidert, dass ihm bzw. ihr schlecht werden könnte. 2. jmd. wird durch rasantes Autofahren, durch Achterbahnfahren o. Ä. so erschüttert, dass ihm bzw. ihr schlecht werden könnte);
jmdm. [schwer] im/(auch:) auf dem M. liegen (ugs.; jmdm. sehr zu schaffen machen, sehr unangenehm sein);
b) als Speise dienender Magen (a) bestimmter Schlachttiere.

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Magen
 
[althochdeutsch mago, wohl ursprünglich »Beutel«], Ventriculus, Stomachus, Gạster, erweiterter, meist muskulöser Abschnitt des Verdauungskanals, der auf die Speiseröhre folgt. In ihm wird die aufgenommene Nahrung gespeichert, zerkleinert (z. B. im Muskelmagen Körner fressender Vögel, im Kaumagen vieler Insekten und Krebse) sowie durch Verdauungsenzyme so weit aufbereitet, dass sie als Speisebrei (Chymus) in den Dünndarm weitergeleitet werden kann. Erweiterungen, die vor dem eigentlichen Magen liegen und Spezialaufgaben haben, werden als Vormagen oder Kropf bezeichnet; Beispiele sind Honigmagen (Bienen), Kaumagen (Käfer), Drüsenmagen (Vögel) sowie die Vormägen der Wiederkäuer. Bei Insekten wird oft der ganze Mitteldarm als Magen bezeichnet. Unter den Wirbeltieren haben Neunaugen, Lungenfische und einige andere Knochenfische keinen eigentlichen Magen. Viele Seesterne können ihren Magen ausstülpen und die Beute außerhalb des Darmtraktes verdauen.
 
Besonders kompliziert ist der Magen der Wiederkäuer. Er besteht aus den keine Verdauungsenzyme produzierenden Vormägen Pansen, Netzmagen und Blättermagen sowie dem Labmagen als dem eigentlichen Magen (gesamtes Fassungsvermögen beim Rind rd. 200 l). Die Nahrung gelangt zunächst wenig zerkaut in den Pansen (Rumen, Zottenmagen), wo sie durch symbiontische, Cellulose abbauende Bakterien (etwa 1010 je ml Panseninhalt) sowie durch Wimpertierchen (etwa 106 je ml Panseninhalt; rd. 30 verschiedene Arten), die zum Teil auch Cellulose oder Cellobiose abbauen, verdaut wird. Wechselseitige Muskelkontraktionen des Pansenvorhofs (Schleudermagen) und des muskulösen Netzmagens (Haube, Reticulum; mit netzartigen Falten) führen zu einem ständigen Hinundherbewegen der Nahrung zwischen Pansen und Netzmagen, sodass es zu Durchmischung und Zerkleinerung der Nahrung kommt. Vom Netzmagen aus gelangt dann die Nahrung über die unter Unterdruck stehende Speiseröhre in die Mundhöhle, wo sie durch Zerkauen (Wiederkäuen, Rumination) und Einspeicheln zu einem dünnen Brei verarbeitet, dann wieder geschluckt und über die Magenrinne (Schlundrinne) bis zum Blättermagen (Psalter, Faltenmagen, Omasus) weiterbefördert wird. Dort wird der Brei eingedickt und dann im Labmagen (Abomasus) enzymatisch durch Pepsin und Salzsäure (einschließlich der symbiontischen Bakterien und Wimpertierchen, die bis zu 20 % des Eiweißbedarfs decken) verdaut. Während der Säugezeit wird dort auch das Labferment produziert.
 
Der Magen des Menschen ist (im Stehen) meist hakenförmig, wobei die konvexe Außenkrümmung (große Magenkrümmung, große Kurvatur; mit dem großen Netz als Mesenterium) nach unten links gerichtet ist; ihr gegenüber liegt die kleine Magenkrümmung (kleine Kurvatur), an der das kleine Netz ansetzt. Er ist ungefüllt etwa 20 cm lang und hat beim Erwachsenen ein Fassungsvermögen von 1,6-2,4 l. Den Übergang von der Speiseröhre in den Magen bildet der 1-2 cm breite Magenmund (Kardia) mit Schleimdrüsen (Kardiadrüsen); oberhalb der Speiseröhrenmündung wölbt sich blindsackartig der stets luftgefüllte Magengrund (Fundus, Fornix). An Kardia und Fundus schließt sich der Magenkörper (Corpus ventriculi) als Hauptteil des Magens an, distal folgt das Antrum, das zum Zwölffingerdarm hin mit dem Magenpförtner (Pylorus) und dessen starken Ringmuskeln abschließt.
 
Der Magengrund liegt unter der linken Zwerchfellkuppel und grenzt hinten an die Milz. Die vordere Fläche des Magens wird zum Teil vom linken Leberlappen bedeckt. Hinter dem Magen liegen Bauchspeicheldrüse, linke Niere und Nebenniere, an der großen Krümmung zieht der quer verlaufende Dickdarm (Colon transversum) entlang. Der tiefste Punkt des Magens liegt in der Regel etwa in Nabelhöhe, v. a. bei gefülltem Magen aber auch tiefer. In Fundus und Corpus des Magens liegen die Magendrüsen (Hauptdrüsen, Fundusdrüsen), in denen vier Zelltypen zu unterscheiden sind: Hauptzellen, die Eiweiß abbauende Enzyme bilden (v. a. die Pepsinvorstufe, das Pepsinogen, beim Säugling Labferment); Belegzellen, welche die zur Bildung der Magensalzsäure notwendigen Wasserstoffionen sowie den Intrinsic Factor produzieren (dieser ist für die Aufnahme von Vitamin B12 erforderlich); Nebenzellen, die Schleim bilden, mit dem sich die Magenschleimhaut vor der Selbstverdauung durch die Säure und das Pepsin schützt; G-Zellen (Pylorusdrüsen), die das Hormon Gastrin herstellen. Über die gesamte Magenschleimhaut verteilt liegen Hormon produzierende Zellen (bisher sind neun verschiedene Zelltypen bekannt).
 
Die Magenwand ist 2-3 mm stark und besteht aus drei Hauptschichten und zwei Zwischenschichten (von innen nach außen): 1) Magenschleimhaut (Tunica mucosa; mit groben Längsfalten, von denen zwei besonders große Faltenpaare entlang der kleinen Kurvatur die Magenstraße für den schnellen, direkten Flüssigkeitsdurchlauf zum Darm bilden), 2) dreilagige Muskelschicht (Tunica muscularis), 3) Bauchfellüberzug (Tunica serosa); zwischen die drei Hauptschichten sind zwei lockere Verschiebeschichten (1. Unterschleimhaut: zwischen Schleimhaut und Muskelwand und 2. Unterbauchfell: zwischen Muskelwand und Bauchfellüberzug) eingeschoben. Von Zeit zu Zeit laufen Muskelkontraktionswellen über den Magen, die den Mageninhalt vorwärts bewegen (Magenperistaltik). Der von der Magenschleimhaut produzierte Magensaft, der sich durch die Magenwandbewegungen mit der Nahrung vermischt, ist eine wasserklare, saure (pH 0,8-1,5), verdauungsfördernde und keimtötende Flüssigkeit mit einem von den Schleimdrüsen abgesonderten alkalischen, durch Salzsäure nicht löslichen Schleim, mit Salzsäure (0,3-0,5 %) und den Verdauungsenzymen. Dieser Magenschleim kann die Salzsäure binden, sodass ihm eine wichtige Schutzfunktion gegen die Selbstverdauung der Magenschleimhaut zukommt. Außerdem schützt er sie vor mechanischer, enzymatischer und thermischer Schädigung. Die Magensalzsäure denaturiert Eiweiß und schafft ein optimales Milieu für die Eiweiß spaltende Wirkung des Pepsins. Ferner tötet sie Bakterien ab und regt schließlich nach Übertritt in den Darm die Bauchspeicheldrüse zur Sekretion an.
 
Für die Kohlenhydratverdauung werden im Magen keine Enzyme gebildet. Das Kohlenhydrat spaltende Enzym des Speichels (Ptyalin) wirkt aber so lange weiter, wie der Mageninhalt noch nicht durchgehend mit Salzsäure vermengt ist. Die Fett spaltende Lipase wird nur in geringen Mengen gebildet. Fette durchwandern den Magen daher im Allgemeinen unverdaut. Bereits in Ruhe sondert der Magen geringe Mengen von Magensaft ab. Diese Ruhesekretion von rd. 10 ml je Stunde kann nach Nahrungsaufnahme bis auf 1 000 ml ansteigen.
 
Die nervöse Versorgung des Magens geschieht einerseits durch den Vagus (Parasympathikus), der Peristaltik und Sekretion beschleunigt, sowie andererseits durch die aus dem Sonnengeflecht stammenden sympathischen Nervenfasern, die hemmend auf Peristaltik und Sekretion wirken. Die Magensaftsekretion wird sowohl nervös (v. a. vor der Nahrungsaufnahme) als auch hormonell gesteuert.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Magen: Aufbau und Funktion
 
Magen: Erkrankungen
 
Verdauung: Aufschließen und Bereitstellen
 

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Ma|gen, der; -s, Mägen, auch: - [mhd. mage, ahd. mago, urspr. wohl = Beutel]: beutelförmiges inneres Organ, das die zugeführte Nahrung aufnimmt u. (nachdem sie bis zu einem bestimmten Grad verdaut ist) an den Darm weitergibt: ein voller, kranker, empfindlicher M.; mein M. streikt (ugs.; ich kann nichts mehr essen); mir knurrt der M. (ugs.; ich habe Magenknurren [vor Hunger] ); ich habe mir den M. verdorben, voll geschlagen; jmdm. den M. auspumpen, aushebern; etw. auf nüchternen M. (ohne etw. gegessen od. getrunken zu haben) trinken, einnehmen; und das auf nüchternen M.! (ugs.; und so etwas [Unangenehmes] passiert einem ganz unvermittelt, ohne dass man sich darauf einstellen könnte); die Aufregung schlägt [sich]/legt sich/geht ihr jedes Mal auf den M. (verursacht bei ihr eine Magenverstimmung); etw., nichts im M. haben (ugs.; etw., nichts gegessen haben); die Erbsen liegen mir [schwer] im M. (verursachen mir Magenbeschwerden); im M. kommt ja doch alles zusammen (scherzh.; die Reihenfolge u. Zusammenstellung der Speisen beim Essen ist nicht wichtig); mit leerem M. (hungrig) zu Bett gehen; das Essen steht mir vor dem M. (landsch.; ist mir nicht bekommen); die vier Mägen eines Wiederkäuers; R lieber den M. verrenken als dem Wirt etwas schenken!; *jmdm. hängt der M. in die/in den Kniekehlen (salopp; jmd. hat großen Hunger); jmdm. dreht sich der M. um (ugs.; jmd. fühlt sich so angewidert, dass ihm schlecht werden könnte); jmdm. [schwer] im/(auch:) auf dem M. liegen (ugs.; jmdm. sehr zu schaffen machen, sehr unangenehm sein); jmdn. im M. haben (ugs.; jmdn. [über den man sich bei einer bestimmten Gelegenheit geärgert hat] nicht [mehr] leiden können, auf ihn zornig sein).

Universal-Lexikon. 2012.

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